Wir haben den Aktionsplan Essbare Stadt mit vielen Anregungen aus der Öffentlichkeit fit für 2030 gemacht! Nun geht er in die politischen Gremien und wird dann hoffentlich vor der Kommunalwahl im September noch vom zuständigen Ausschuss für Klima, Umwelt und Grün der Stadt Köln beschlossen. Damit Köln noch essbarer wird und lebenswert bleibt.
Der Aktionsplan Essbare Stadt ist durch die Arbeit der AG Aktionsplan unseres Ausschusses fortgeschrieben und nun veröffentlicht. Ab dem heutigen Donnerstag, 8. Mai 2025 geht der Aktionsplan durch die verschiedenen politischen Gremien. Zentral sind die beiden Sitzungen des städtischem Ausschusses für Klima, Umwelt und Grün (AKUG) am 15. Mai und 12. Juni 2025. Wichtig ist aber auch, dass alle Bezirksvertretungen Kenntnis vom Aktionsplan haben und noch weitere Anregungen vor dem Beschluss am 12. Juni im AKUG mitgeben können. Denn der Akstionsplan Essbare Stadt betrifft natürlich die gesamte Stadt, daher sollten auch die einzelnen Bezirke mit ihrem spezifischen Erfahrungen, Anforderungen und Wissen in den Beschluss einbezogen werden.
Der Aktionsplan Essbare Stadt soll aktiv dazu beitragen, dass Köln bis 2035 klimaneutral wird – im Einklang mit dem städtischen Aktionsplan Klimaschutz. Gleichzeitig fügt er sich in weitere städtische Programme wie den Hitzeaktionsplan und den Masterplan Stadtgrün ein, um deren positive Wirkungen zu unterstützen und zu verstärken. Damit Köln bis 2035 nicht nur klimaneutral wird, sondern auch lebenswert bleibt.
Was ist die Essbare Stadt?
„In der Essbaren Stadt werden Lebensmittel von, mit und für Mensch und Tier in der Stadt
und im städtischen Umfeld erzeugt.“
Diese Definition umfasst zunächst das allgemeine Verständnis der „Essbaren Stadt“, nämlich
der Anbau von Gemüse und Obst in öffentlichen Grünanlagen. Sie beinhaltet darüber hinaus
aber auch andere Formen des Gärtnerns und der Lebensmittelproduktion in der Stadt – wie in
urbanen Gemeinschaftsgärten, in Bildungseinrichtungen, in Firmen-, Klein- oder Privatgärten.
Welche Themen behandelt der Aktionsplan?
Gemeinsam ist den Aktivitäten der Essbaren Stadt, dass sie einen offenen, gemeinschaftlichen und partizipativen Charakter haben. Sie unterscheiden sich darin, ob der Fokus eher auf der Erzeugung von Lebensmitteln liegt, wie bei Mietäckern oder der Solidarischen Landwirtschaft, oder ob Gemeinschafts- und Bildungsaspekte im Vordergrund stehen, wie in urbanen Gemeinschaftsgärten oder Schulgärten.
Die Essbare Stadt trägt zur nachhaltigen Ernährung von Mensch und Tier im urbanen Raum bei und stärkt gleichzeitig das Bewusstsein für Ernährung, Gemeinschaft und Klimaschutz. Sie fördert Gesundheit, biologische Vielfalt und schafft Lebensräume – besonders für bestäubende Insekten. Der Verlust der biologischen Vielfalt stellt gemäß dem Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen global eine mindestens so große Herausforderung für die Weltbevölkerung dar wie der Klimawandel oder die Veränderung der Stickstoff- und Phosphorkreisläufe. Auch dort, wo kein direkter Anbau für den Menschen möglich ist, können durch naturnahe Flächen wie Wildwiesen wichtige ökologische Beiträge in der Stadt geleistet werden.
Der Aktionsplan Essbare Stadt Köln umfasst sieben Ansätze, die jeweils kapitelweise mit eigenen Zielen dargestellt sind. Gegenüber der ursprünglichen Version wurden die Themen Privates Gärtnern und Firmengärten zusammengelegt worden. Aufgrund des umfassenden und verschiedene Ansätze durchdringenden Charakters der Essbaren Stadt ist ein Kapitel übergreifenden Ansätzen ergänzt. Somit werden folgende Themenfelder im aktuellen Aktionsplan 2025 behandelt:
- Essbares öffentliches Grün (Essbares für Mensch und Tier im öffentlichen Raum)
- Gärtnern in Bildungseinrichtungen (Schul-, Kitagärten und Co.)
- Gemeinschaftsgärten
- Partizipative Landwirtschaft (Solawis und Sicherung der landwirtschaftlichen Flächen)
- Gärtnern zuhause und bei der Arbeit (Wohn- und Arbeitsumfeld)
- Kleingärten
- Übergreifende Themen (Querschnittsthemen)
Was steht im fortgeschriebenen Aktionsplan?
Hier sind einige der Kernforderungen des fortgeschriebenen Aktionsplans:
Im Rahmen des städtischen Förderprogramms Grün hoch 3 soll die Stadt selber mit gutem Beispiel vorangehen. So sollen bis 2030 30% der kommunalen Einrichtungen über eine klimarelevante Dach- und/oder Fassadenbegrünung verfügen.
Obstbaumpflanzungen werden zum natürlichen Bestandteil des Kölner Stadtbilds. Dazu zählt auch eine Nutzung der Früchte durch die Bevölkerung. Ein Nutzungskonzept umfasst einerseits die Ansprache und Information der Bevölkerung in Form von Workshops und andererseits die Verwertung und Vermarktung bestimmter Obstbestände. Außerdem sollen Pilotpflanzungen ähnlich der Mini-Urwälder oder Waldgärten in den Veedeln angelegt werden.
Es wird in naher Zukunft von der Verwaltung ein Schulgarten-Aktionsplan vorgelegt, der den Zugang zu Gärten und die Einbindung in den Unterricht für alle Kölner Schulen darlegt. Bis 2030 hat jede Bildungseinrichtung in Köln einen Garten auf eigenem Gelände oder leicht erreichbar in unmittelbarer Nähe.
In jedem Veedel soll die Möglichkeit bestehen auf öffentlichen Flächen zu gärtnern, ob im Gemeinschaftsgarten oder Gartenlabor. Dazu werden entsprechende Angebote von der Satdt ausgebaut und die entsprechenden Flächen vorbereitet.
Mit Beschluss das Aktionsplans Essbare Stadt 2020 wurde beim Grünflächenamt eine Koordinationsstelle für die Essbare Stadt eingerichtet. In regelmäßigen Abständen wird überprüft, ob die Ausstattung der städtischen Koordinationsstelle ausreichend ist, um die notwendige Unterstützungsarbeit der Bürger:innen zu leisten.
In jedem Veedel werden Flächen für eine öffentlich zugängliche gärtnerische Anbaufläche zur Verfügung gestellt (wie z.B. auf Dächern oder Brachflächen, in Parks oder Kleingärten).
Städtische landwirtschaftliche Flächen werden gesichert und zukünftig bevorzugt an ökologisch arbeitende und/oder zur Nahversorgung der Kölner Bevölkerung beitragende Landwirt:innen verpachtet.
Die Stadt Köln schreibt im Rahmen der Bebauungsplanverfahren bei Neubauten Maßnahmen zur (essbaren) Begrünung sowie der Regenwassersammlung vor.
Der derzeitigen Unterversorgung Kölns mit Kleingärten wird systematisch entgegengewirkt – durch den Erhalt bestehender Gärten und die Erschließung neuer Gartenflächen.
Sowohl die Gelände von Kleingartenvereinen als auch die Gartenlabore sollten auch außerhalb der Parzellen ökologisch und essbar (für Mensch und Tier) gestaltet werden.
Die Stadt Köln lanciert bis 2030 mindestens eine große, medienübergreifende Öffentlichkeitskampagne zur Umsetzung der Essbaren Stadt in Köln – ähnlich der Klimaschutzkampagne.
Seit Beginn des Jahres 2025 entsteht in Köln ein umfassendes Konzept zur Flächenentsiegelung. Dieses soll nach Maßgabe des Aktionsplan so erweitert werden, dass 30% der entsiegelten Flächen für die Maßnahmen im Sinne der Essbaren Stadt vorbehalten sind. Auch wird die Regenwasserrückhaltung und -sammlung zu Bewässerunsgzwecken dabei bedacht.
Warum wurde der Aktionsplan Essbare Stadt Köln fortgeschrieben?
2020 wurde der bisherige Aktionsplan Essbare Stadt politisch beschlossen. Referenzjahr für die Zielerreichung ist 2025. Daher lag es auf der Hand, dass sich 2024 im Ausschuss Essbare Stadt des Ernährungsrats Köln eine Arbeitsgruppe bildete, die ein Fazit der bisherigen Zielerreichung gezogen hat und darauf aufbauend die Ziele anpasst oder neue Ziele für die kommenden fünf Jahre bis 2030 formuliert.
Dabei wurden auch die Erfahrungen aus den bisherigen fünf Jahren Umsetzung des Aktionsplans berücksichtigt, die nun Einfluss in die Zielüberarbeitung finden konnten.
Für das Engagement zur Erstellung und der Umsetzung des Aktionsplans wurde dem Ausschuss Essbare Stadt 2023 im Rahmen des EU-Forschungsprojekts „Edible Cities Network“ der internationale EdiCitNet-Preis für das beste gesamtstädtische Konzept zur Umsetzung der Essbaren Stadt verliehen. Diese internationale Anerkennung war ebenfalls Ansporn die Umsetzung des Aktionsplans fortzuführen. Auch Initiativen in anderen Städten legen bereits nach.
Wer bringt die Beschlussvorlage in die politischen Gremien ein?
Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, in Kooperation mit dem Umwelt- und Verbaucherschutzamt der Stadt Köln bringt den Aktionsplan in einer sogenannten Beschlussvorlage für den städtischen Auschuss für Klima, Umwelt und Grün sowie die neun Bezirksvertretungen ein.
Die Beschlussvorlage ist im Ratsinformationssystem der Stadt Köln öffentlich einzusehen.
Wir danken dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, das uns nicht nur hier bei der Einbringung in die politischen Beschlussgremien, sondern auch bei der städtischen Öffentlichkeitsbeteiligung unterstüzt. Dies ist ein besonderes Bekenntnis der Verwaltung zum zivilgesellschaftlich erarbeiten Aktionsplan.
Wie sah der Prozess der Fortschreibung des Aktionsplans aus?
Von Juni bis Oktober 2024 waren wir von der AG Aktionsplan Essbare Stadt auf öffentlichen Veranstaltungen mit einer “Wünschewand” zum Aktionsplan unterwegs: Hier wurden mit Zettel und Stift Wünsche, Ideen und Meinungen gesammelt (so z.B. auf dem Straßenland (2.6.24), beim Tag des guten Lebens (7.9.24), beim PARK-Platz-Tag des Stadtgarten e.V. (22.9.24) sowie auf dem BNE-Tag der Stadt Köln (10.10.24) und bei der Vollversammlung des Ernährungsrats (11.10.24). Bei letzterem wurden bereits in einem kleinen Workshop erste Inhalte unter dem Blickwinkel der Ernährungsgerechtigkeit diskutiert.
Vom 28.10 bis zum 10.11.2024 konnte jede:r online Feedback zu den bisher erarbeiteten Forderungen und Zielen auf meinungfuer.koeln geben. Außerdem wurden in einem Fragebogen die Vorstellungen zur Essbaren Stadt und die Einstellungen der Teilnehmenden zu Ernährung und Gärtnern erfragt. Insgesamt haben 131 Menschen in der Online-Beteiligung ihre Meinung mitgeteilt.
Auf der öffentlichen Veranstaltung „Werkstatt Essbare Stadt 2030“ sind die Ergebnisse der verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten vorgestellt und auf deren Basis die Inhalte der Themenfelder weiter ausgearbeitet worden. Die Teilnehmenden – unter ihnen sowohl welche, die schon bei der Erarbeitung des ersten Aktionsplans mitgewirkt haben, welche, die die Ausschusstätigkeit seit einigen Jahren aktiv begleiten, als auch ganz neue Gesichter, die Interesse an der Thematik hatten, haben intensiv diskutiert. Inhaltlich begleitet wurde die Arbeit von Dr. Christa Müller, Vorstandsvorsitzende der anstiftung und eine führende Expertin in der angewandten zivilgesellschaftlichen Transformationsforschung.
Von Januar bis März 2025 ist dann die erweiterte Arbeitsgruppe in die Redaktionsphase mit dem Ziel eingetreten, den fortgeschriebenen Aktionsplan mit Zielsetzungen für den Zeitraum 2025 bis 2030 vollständig auszuformulieren. Parallel dazu fand eine inhaltliche Rückkoppelung mit der Stadtverwaltung – namentlich den Ämtern für Landschaftspflege und Grünflächen, für Umwelt und Verbraucherschutz sowie Liegenschaften, Vermessung und Kataster – statt.
Von Herbst 2024 bis zur Fertigstellung des ersten Entwurfs Anfang 2025 wurde der Fortschreibungsprozess von Forschenden der Universität Witten/Herdecke begleitet. Diese sind Kooperationspartner des Ernährungsrats im EU-Forschungsprojekt „DEMETRA“, das sich mit der Partizipation von Bürger:innen am Wandel zu nachhaltigen Ernährungssystemen beschäftigt. Der Prozess wird also auch in einem internationalen, wissenschaftlichen Rahmen ausgewertet.
Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung haben wir in diesem Blogartikel zusammengestellt.
Wer konnte sich wie an der Fortschreibung beteiligen?
Auf verschiedenen Wegen haben wir versucht möglichst vielen Menschen die Gelegenheit zu geben uns Ihre Meinung zum Aktionsplan und zur Idee der Essbaren Stadt zu geben. Neben der aufsuchenden Beteiligung auf diversen Veranstaltungen, zum Teil im öffentlichen Raum, gab es vor allen Dingen die große Online-Beteiligung über das städtische Portal meinungfuer.koeln und unsere „Werkstatt Essbare Stadt 2030“
Online-Beteiligung
Die Online-Beteiligung bestand aus einem persönlichen Fragebogen und der Möglichkeit zu den sieben Themenfeldern öffentliche Kommentare abzugeben und diese zu bewerten. Wir hatten zu jedem Themenfeld einige neue Zielvorschläge zur Erreichung im Jahr 2030 formuliert. Diese hatten wir bewusst offen und breit angelegt, um die Diskussion nicht zu sehr einzuschränken.
Im persönlichen Fragebogen haben wir zunächst die Frage gestellt, welche Vorstellung die Teilnehmenden von der Essbaren Stadt haben und was Ihnen wichtig ist. Hier konnten sie uns ausführlich schriftlich antworten. Drei weiteren Fragen bezogen sich auf die Gartenerfahrung und eigene Gartentätigkeiten sowie ihr Einstellungen zur Ernährung und der Nahrungsmittelproduktion.
Werkstatt Essbare Stadt 2030
An unserer Präsenzveranstaltung am 30.11.2024 haben 37 Menschen teilgenommen. Es waren unter ihnen sowohl welche, die schon bei der Erarbeitung des aktuellen Aktionsplans mitgewirkt haben, welche, die die Ausschusstätigkeit seit einigen Jahren aktiv begleiten, als auch ganz neue Gesichter, die Lust hatten sich in ein neues Thema einzubringen. Schwerpuntk der Veranstaltung waren die Kleingruppenarbeiten zu den Themenfeldern, in denen auf Basis einer Gegenüberstellung der aktuellen Ziele und unserer Zielvorschläge für das Jahr 2030 ergänzt um Umsetzungsbeispiele konkretere Ideen diskutiert wurden. Anschließend hatten wir die Möglichkeit gegeben diese Ergebnisse noch einmal schriftlich zu kommentieren und zu bewerten.
Aus der Werkstattveranstaltung haben sich nochmals neue Mitstreiter:innen hervorgetan, die die AG Aktionsplan in der anschließenden Redaktionsphase erweitert haben.