Das war unsere Vollversammlung am 11. Oktober im Bürgerzentrum Nippes
Gemeinsam haben wir dieses Jahr bei unserer Vollversammlung in Nippes dem großen Thema Ernährungsgerechtigkeit angenähert. Die Veranstaltung zog zahlreiche Interessierte an, darunter Fachleute aus dem Bereich der Sozial- und Gemeinwesenarbeit, Politik, Verwaltung, Landwirt:innen und Kölner:innen, die sich für das Thema Ernährungsgerechtigkeit einsetzen.
Dr. Juliane Dame vom Geographischen Institut der Uni Bonn hat in einem kurzen Input ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis des Begriffs geteilt.
Anhand verschiedener Kennzahlen kann man so versuchen, das Thema auch statistisch zu fassen. Eine Teilnehmerin aus dem Publikum ergänzte aus ihrer Praxiserfahrung, dass sich die trockenen Zahlen in der Realität ganz anders darstellen. Eine kritische Betrachtung der – wenigen überhaupt vorhandenen – Kennzahlen ist in diesem Fall besonders wichtig.
Mehr Einblicke aus der Praxis gewährten uns im zweiten Input Katrina McKee vom Jobwerk Porz und der Sozialraumkoordinator für Porz-Finkenberg Jochen Schäfer. Sie berichteten vom Demogarten, in dem mitten in einer Hochhaussiedlung in Finkenberg schon seit zwei Gartensaisons mit und für die umliegenden Bewohner:innen Gemüse und Kräuter angebaut werden können. Der Garten leistet einen Beitrag zu Ernährungsgerechtigkeit, Empowerment und Bildung für Nachhaltige Entwicklung in einem Stadtteil Köln, dem viele sonst leider mit Vorbehalten begegnen.
Danach ging es in die Workshops:
Mit dem Fokus auf Ernährungsgerechtigkeit nahmen wir als erstes den Schauplatz Kita genauer unter die Lupe. Kitas sind für Ernährungsgerechtigkeit von zentraler Bedeutung, da sie einen breiten Querschnitt unserer jungen Bevölkerung erreichen. Im Workshop “Jedem Kind eine gesunde Mahlzeit!” widmeten wir uns Fragen wie: Wie können Speisepläne nachhaltiger gestaltet werden? Mit welchen Strategien lässt sich die höhere Qualität der Mahlzeiten finanzieren? Und wie gelingt eine konstruktive Kommunikation rund um das Thema gutes Essen zwischen Hauswirtschaftskräften, Eltern, Kindern und pädagogischem Personal?
Beim Workshop zur Fortschreibung des Aktionsplans „Essbare Stadt“ wurde das Thema Ernährungsgerechtigkeit intensiv diskutiert. Die drei Gruppen, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten des Aktionsplans beschäftigten, haben verschiedene Ansätze und Ideen entwickelt, um den Zugang zu gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse zu verbessern. Es wurde deutlich, dass in der Diskussion des Aktionsplans Essbare Stadt vielfach die Sichtweisen privilegierter Menschen vertreten sind. Das führt dazu, dass auch hier die Lebensrealität von Menschen mit geringen Einkünften verzerrt aufgenommen wird. Nicht jeder Mensch ist beispielsweise in der Lage oder willens zu gärtnern. Daher spielt hier neben dem eigentlichen Gärtnern auch das bewusste Teilen und Verarbeiten der Ernte(überschüsse) eine wichtige Rolle. Viele Ideen hierfür sind schon lange vorhanden, doch fehlen die Strukturen um dies sinnvoll umsetzen zu können. Letztlich soll bei den Maßnahmen im Allgemeinen gelten, dass sie nicht nur die lokale Lebensmittelproduktion fördern, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die soziale Teilhabe stärken. Für die Fortschreibung des Aktionsplans „Essbare Stadt“ sollen diese Aspekte stärker bedacht werden, um eine nachhaltige und gerechte Ernährungsversorgung für alle Kölner:innen zu fördern.
Die Ergebnisse beider Workshops wurden in Form einer kleinen Galerie der guten Ideen für den restlichen Abend ausgestellt. Mildred gab sodann nur noch den Ausblick, welche nächsten Schritte sich aus den beiden Workshops ergeben haben. Für den Workshop “Jedem Kind eine gesunde Mahlzeit!” ist das vor allem ein Küchenkonzept, das derzeit mit Kölner Pilot-Kitas erarbeitet wird und bei dem es um eine kostenneutrale Umstrukturierung von Kitaküchen geht. Der Aktionsplan Essbare Stadt befindet sich derzeit in der weiteren Öffentlichkeitsbeteiligung und die Anregungen des Workshops werden in der Fortschreibung aufgegriffen.
Die Veranstaltung bot vielfältige Grundlagen für nette Pläusche beim Essen. Wir servierten ein regional-saisonales Weißkohleintopf und passenderweise einen “Landwirt:innen”-Salat und Apfelsaft aus bergischem Streuobst. Ein leckerer Ausklang!
Die jährliche Vollversammlung des Ernährungsrats ist ein öffentliches Format, bei dem die breite Bevölkerung eingeladen ist mitzuwirken und die Arbeit des Ernährungsrats kennenzulernen und mitzugestalten. Wir freuen uns auf Deinen Input für das nächste Jahr.