Boden gut machen

Am Freitag (20.10.) fand unsere diesjährige Vollversammlung statt, dieses Mal auf der Schäl Sick im Naturfreundehaus Kalk. Am Nachmittag trudelten die ersten bekannten Gesichter zur Beiratssitzung und zu Kaffee und Kuchen ein, ebenso einige Interessierte und eine Gruppe von Kölner Landwirt:innen. Sogar die Kolleg:innen des Düsseldorfer Ernährungsrats waren mit dabei. Und genau so soll eine Vollversammlung des Ernährungsrats aussehen. Denn es braucht allerlei Expertise und Meinungen aus unterschiedlichen Kontexten, um die Zukunft der lokalen Landwirtschaft zu besprechen. “Boden gut machen” war dieses Mal das übergeordnete Thema der Vollversammlung. Mit allen Teilnehmenden konnten wir uns dem Thema aus ganzheitlicher Perspektive widmen – großartig! Wir bedanken uns bei allen, die dabei waren und sich mit uns für guten Boden einsetzen. 

Zunächst tagte der Beirat. Mit einem Impuls von Elisabeth Verhaag von der Landwirtschaftskammer und Christopher Gudacker von BAU Data wurde die Beiratssitzung eingeläutet. Aus den Impulsen wurde deutlich, dass in den letzten zehn Jahren die landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Stadt Köln tendenziell weniger geworden sind. Umso wichtiger ist es, diese Flächen möglichst nachhaltig zu gestalten und zu nutzen, denn schließlich hängen Lebensgrundlagen daran. Ziemlich schnell wurde deutlich, dass “Boden” ein Spannungsfeld aus Wirtschaftlichkeit, Sozialem und  Ökologie, bzw. Klima ist. Wie wichtig Beteiligung und Dialog bei der Thematik sind, wurde während der Veranstaltung deutlich.

Was es aus landwirtschaftlicher Perspektive braucht, um den Boden gut zu machen, eröffnete uns Bernd Schmitz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft. Er betonte die Wichtigkeit einer nachhaltigen Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen. Dafür müssen insbesondere beim Erwerb dieser Flächen, Gemeinwohlkriterien eine besondere Rolle spielen. Die Ziele einer Gemeinwohlverpachtung sind beispielsweise eine transparente Landvergabe, viele vielfältige Betriebe statt Flächennkonzentration bei Wenigen, Gemeinwohl statt Höchstpreis und nicht zuletzt gutes Essen für Alle.

Landwirt Michael Frenger vom Heinrichshof in Köln Fühlingen berichtete im Anschluss vom Zustand der Böden aus der Praxis. Seine Flächen nutzt er zum konventionellen Anbau von Getreide, Zuckerrüben und Mais. Laut ihm sind die Böden (noch) gut und auch die konventionelle Landwirtschaft ist gewillt, dass das so bleibt. Er verdeutlichte auch wie die Flächenvergabe in der Praxis aussieht. Die größte Konkurrenz um Flächen, bzw. Böden besteht derzeit mit der Bebauung. Und auch sog. Ausgleichsflächen, wie etwa Flächen für regenerative Energien spielen zunehmend eine Rolle. Aus der Praxis wurde also das zuvor genannte Spannungsfeld um Boden bestätigt.

In einem interaktiven Format konnten alle Teilnehmenden in den Dialog gehen und besprechen auf welche Weise sie das Thema Boden betrifft und wie, ihren Vorstellungen nach, Boden gut gemacht werden kann. Hier konnte diskutiert und sich ausgetauscht werden. Im anschließenden “Blitzlicht” wurde zum Beispiel das Dilemma deutlich, eine Ausweitung von regenerativen Energien wie PV-Anlagen zu befürworten, aber gleichzeitig lokalen Landwirt:innen nicht die landwirtschaftliche Nutzfläche wegehmen zu wollen, weil eine regionale Ernährung ebensowichtig ist. Wie mit solchen Interessenskonflikten umgegangen werden kann, wurde in drei verschiedenen Workshops weiter vertieft.

Aus stadtplanerischer Perspektive wurde die Bebauung noch einmal unter die Lupe genommen. Wohnraum, Ausgleichsmaßnahmen und Bildung wurden hier näher besprochen. Eine Reduktion von Wohnraum sowie ökologisches Bauen etwa durch Dach- und Fassadenbegrünung sind hier essenziell. Auch die Vermittlung des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Wert des Bodens muss erfolgen, am besten schon früh in Schulen und Kitas. Aus politischer Sicht wurde der Frage nachgegangen, welche Akteur:innen und “Kompliz:innen” es braucht, um den Boden gut zu machen und auch, welche politischen Maßnahmen dafür notwendig sind. Hannah erklärte im dritten Workshop ganz praktisch wie mit alternativen Anbautechniken der Boden gut gemacht werden kann. Sie stellte zum Beispiel die “No Dig”-Methode und “Champost”, ein Kompost aus Pilzzucht, vor.
Pünktlich um 19 Uhr war das Abendessen fertig. Aus der Ernte von Kölner Böden bereitete unser Koch, Olli ein köstliches Kichererbsen-Curry zu. Dazu gab es einen knackigen Kohlsalat und selbstgemachtes Sauerteig-Naan, natürlich alles vegan!

Ernährungsrat Köln